Montag, 20. Juni 2011

Die drohende Griechenlandentscheidung der europäischen Politik

Es heißt in der Schule würde man auf das Leben vorbereitet werden. Zumindest sollte es so sein. Wenn ich die aktuelle Situation zum Thema Griechenland anschaue, muss ich sagen, dass dies sogar auf der Ebene der europäischen Politik gilt.

Beschlossene Sache scheint zu sein (und dieser Tage muss man mit dem Schein immer sehr vorsichtig umgehen), dass es eine „Freiwillige Selbstbeteiligung der Gläubiger“ geben soll. In dem Wörtchen freiwillig steckt, wie ich dank meiner ehemaligen Klassenleiterin weiß der Teufel.

Bei freiwilligen außerschulischen Veranstaltungen gab es stets 2 Arten von Freiwilligkeit und zwar freiwillig und „freiwillig“. Man konnte diese Nuance an der Fragestellung unterscheiden. „Wer möchte zu … mitkommen“ entsprach freiwillig und „Möchte jemand nicht mitkommen zu ...“ entsprach „freiwillig“. Die deutsche Seite und vor allem Herr Schäuble scheinen noch die „freiwillig“ Variante zu bevorzugen, während trotz der angeblichen Einhelligkeit Frankreich das freiwillig bevorzugt. Kritisch an diesem Diskurs ist auch, dass die Rating Agenturen sehr genau beobachten werden, um welche Art der Freiwilligkeit es sich handelt. Denn de facto ist der Druck der unter einem „freiwillig“ herrscht immens. Um wieder meine Klassenerfahrungen zu bemühen: Ich gehörte zu jenen, die es wagten auch bei „freiwillig“ zu streikten und erntete natürlich strafende Blicke, lange Diskussionen, Drohungen und Elterngespräche und ich konnte mich nie des Verdachts erwehren, dass meine Deutschnote (meine Klassenleiterin war Deutschlehrerin) ein wenig litt. Konkret hieß dies, dass ich in der 10 Klasse eine 4 mit Tendenz zur 5 hatte, während ich ab der 12ten eine 2 mit Tendenz zur 1 aufweisen konnte… Die Situation für die Banken dürfte ähnlich gelagert sein. Ungeachtet des Reputationsverlustes ist ein nicht unwesentlicher Kunde der Privatbanken auch der Staat, der im Zweifel seine Aufträge entsprechend steuern könnte.

Das Alles wirft die Frage auf, inwieweit eine Beteiligung überhaupt freiwillig sein kann, ohne dass sie einer faktischen Umschuldung entspricht. Ergo ich wünschte, die europäischen Regierungen hätten meine Klassenleiterin gehabt, um die Situation beurteilen zu können und nicht überrascht festzustellen, dass entweder die Banken die Geldzählmaschine Anwerfen und den Preis fürs Neinsagen als akzeptabel annehmen, oder die Rating Agenturen an der Freiwilligkeit Zweifel bekommen.

Interessant ist auch der Aspekt, inwieweit eine Umschuldung, wie auch immer sie geartet sein mag, tatsächlich mehr kostet als die Rettung. Fakt ist, dass die meisten deutschen Ökonomen der Meinung sind, dass eine Umschuldung langfristig zu weniger Kosten führt. Die Betonung liegt hier auf langfristig. Kurzfristig wird es zweifellos hohe Kosten geben. Zum einen die realen Kreditausfälle, dann die Kosten des Reputationsverlustes der EZB, die in diesem Fall offiziell Geld verschenkt hat, was sich negativ auf künftige Inflationserwartungen auswirkt und zu guter Letzt die Kosten für andere EU-Staaten, die Gefahr laufen ebenfalls in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Letzteres ist das unkalkulierbare Risiko, welches die Regierungschefs auf keinen Fall realisieren wollen. Langfristig gesehen sind jedoch all diese Kosten unerheblich verglichen mit den Kosten, die die Masse an Staaten, die nicht zur Haushaltsdisziplin angehalten werden, generieren werden.

Trotz der Qualität deutscher Schweißgeräte werden wir nicht ewig jeden Riss in den Schiffen der europäischen Flotte kitten können. Es ist besser jetzt ein Schiff untergehen zu lassen. Was Griechenland betrifft, wenn wir es nicht tuen, tut es sowieso in ein paar Jahrzehnten die globale Erwärmung

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